Von Gartenplanung keine Ahnung

oder

Meiers machen’s richtig

Von archaischen Nestbauinstinkten getrieben, ist mancher so leichtfertig und stürzt sich mitsamt seinem mühsam Ersparten kopfüber in das tollkühne Vorhaben eines Hausbaus oder Hauskaufs. Selbiger sieht sich dann unversehens mit einer Vielzahl von Entscheidungen konfrontiert, von deren epochaler Tragweite er bislang keinen blassen Schimmer hatte: Wohin mit  Türen, Treppen, Steckdosen? Welche Teppiche und Tapeten? Selbst vermeintlich lapidare Alltagsgegenstände wie Türklinken und Wasserhähne, jahrelang gedankenlos benutzt, ent-puppen sich bei genauerer Hinsicht als kleine Welten für sich, die notgedrungen erkundet werden müssen, damit die allfällige Entscheidung getroffen werden kann… Wer hätte gedacht, daß ein Haus, Hülle simpler menschlicher Grundbedürfnisse, selbst ein derart komplexes Gebilde ist!

Im Taumel der Ereignisse, zermürbt von zahllosen Kalamitäten, hechelt unser Bauherr so vom Verblender zur Sockelleiste, von der Einbauleuchte zur Auslegeware. Und dann, ganz zum Schluß, wenn Portemonnaie und Nerven bereits gleichermaßen ausgedünnt sind, dann wartet da noch etwas: der Garten. Diese wüste Ödnis da draußen, voller Fahrspuren, Geröll, Gerümpel, diese Mondlandschaft soll irgendwie in einen Garten verwandelt werden, schleunigst und koste es, was es wolle, Hauptsache, es ist billig!

Und das ist genau der Moment, wo die Dinge allzuoft aus dem Ruder laufen. Da weiß man ein bißchen was vom Garten und kann Flieder von „Fosüzien“ treffsicher unterscheiden. Da kennt man einen, der schon mal Platten gelegt hat. Und die werden dann auf ein paar Zentimetern Sand eingebaut. Ver-dichten? Na ja. Hält doch auch so! Höhenunterschiede  werden irgendwie anplaniert  – Rasenböschung, was sonst?,  verdichtete Böden oberflächlich ge-glättet. Und natürlich wird gepflanzt, diese niedlichen kleinen Weihnachts-bäume aus dem Baumarkt, preiswert und immergrün…

Die Folgen zeigen sich erst einige Jahre später. Die Einfahrt prunkt mit tiefen Fahrspuren. Auf der Terrasse läuft das Wasser zielsicher zum Haus. Die Böschung davor wirkt irgendwie plump und klobig. Die süßen kleinen Bäumchen von damals haben inzwischen beängstigende Ausmaße erreicht. Mit dem Rasen stimmt was nicht. Und überhaupt! Der Garten ist irgendwie langweilig.  Öde. Er macht mehr Arbeit als Freude. Der Pep fehlt. Dagegen, hach!  die schönen, stim-mungsvollen Bilder aus den Wohn-zeitschriften… Es reift im Bauherrn der Entschluß, daß was geändert werden muß. Ein Fachmann wird also zu Rate gezogen.

Der erscheint, begutachtet, vermißt, wiegt bedenklich das Haupt und tut nach reiflicher Überlegung kund: Die Fichten, völlig verkahlt, und der Baum, zu groß geworden, müssen raus. Beim Pflaster muß der Unterbau ausgetauscht und eine Entwässerung eingebaut werden. Aber jetzt kommt man nicht mehr mit Maschinen in den Garten. Also: teure Handarbeit. Die Pflanzung muß dann natürlich neu, und der Bauherr, inzwischen vorgerückt an Jahren, möchte jetzt auch nicht mehr ganz klein anfangen… Und statt sich an einem zwischenzeitlich eingewachsenen Garten erfreuen zu können, steht man genau wieder da, wo man mal angefangen hat: vor der Mondland-schaft. Nur mit dem kleinen Unter-schied, daß diese damals einfach vorhanden war, heute aber mit dem Abbau des Vorhandenen kostenpflichtig erstmal wieder hergestellt werden muß. Merke: Fällungen sind meist teurer als Gartenplanungen. Und machen viel weniger Spaß.

Ein Schauermärchen? Weit gefehlt! Leider eher die Regel als die Ausnahme. Aber kein Muß! Familie Meier zeigt, wie’s richtig geht.

Schon während ihr Häuschen auf dem Papier langsam Gestalt annahm, hatten die Meiers ihren Gartenplaner zugeschaltet. Der brachte von Anfang an gartenplanerische Aspekte ins Spiel und überdachte zusammen mit dem Architekten z.B. die Plazierung des Gebäudes auf dem Grundstück: Un-günstige Schlauchbereiche, schwer gestaltbar und nutzbar, konnten so weitgehend vermieden werden. Die Garage wurde ein ganzes Stück nach vorne gezogen; das spart teure Pflasterfläche bei der Zufahrt. Die Dachüberstände, kaum unterpflanzbar, wurden variiert, sodaß die Umwegung nicht sturheil „immer an der Wand lang“ führen muß. Lage und Höhe von Eingang und Terrasse stimmten beide Planer miteinander ab – Terrassen, die einen Meter hoch über dem Garten aufragen, strahlen nun mal die Geborgenheit eines Feldherrenhügels aus.

Entwässerungen und häßliche, aber notwendige Revisionsschächte wurden an gartengestalterisch günstige Punkte gelegt, Verblendziegel und Pflaster-klinker schon im Vorhinein aufeinander abgestimmt. Durch die nahtlose Zusammenarbeit von Architekt und Gartenplaner reduzierten sich nicht nur die Kosten; Haus und Garten gerieten auch „aus einem Guß“.

Vor dem ersten Spatenstich hatte der Gartenplaner zusammen mit Familie Meier einen Plan für das gesamte Grundstück erarbeitet; Terrassen, Wege,  Einfahrt inklusive. Ein Gartenplaner – ist der nicht nur für’s „Grünzeugs“ zuständig?  Nein, erfuhren die Meiers, gerade die Pflasterflächen, aber auch Pergolen und Höhenunterschiede seien wichtig, denn diese gliedern das Grundstück und entscheiden so über Zuschnitt, Flächen, Räume und Proportionen. Und die müssen stimmen, sonst nützt nachher die raffinierteste Bepflanzung wenig.

Familie Meier hat sich schlußendlich für einen Stufenplan entschieden. Das heißt: Das spätere Gesamtkonzept wird zunächst nur in Grundzügen verwirklicht und später in zwei weiteren Schritten komplettiert. Am Anfang kommen die Bedürfnisse des Meierschen Nach-wuchses der naturgemäß angespannten Finanzlage sehr entgegen: eine möglichst große Rasenfläche muß her! Die Wege und Sitzplätze wurden zunächst als „wassergebundene Decke“ angelegt – die später einfach überpflastert werden kann. Bäume und Hecken, die „Gerüstpflanzen“ des Gartens, wurden so schnell wie möglich gepflanzt, natürlich in standortgerechter Auswahl, vor allem auch im Hinblick auf die Endgröße der ausgewachsenen Gehölze. Später, wenn die Spielfläche verkleinert werden kann, sollen Kleingehölze und Staudenbeete dazu-kommen und die Sandkiste in ein Wasserbecken umgewidmet werden.

Aber der Fachmann hat auch die Dinge im Blick behalten, an denen keinesfalls gespart werden darf : Terrassierungen und Höhenabfangungen wurden gleich im ersten Bauabschnitt vernünftig und langfristig haltbar angelegt. Der Unterbau, also der für die Stabilität verantwortliche mineralische Aufbau unter Pflasterflächen oder wasser-gebundenen Decken, entspricht den DIN-Normen der VOB (Verdingungs-ordnung für Bauleistungen). Die Entwässerung wurde ausreichend dimensioniert. Hier wären Konzessionen fatal, denn diese Dinge bilden sozusagen das Fundament für die späteren Ausbaustufen.

Die schweren Baumaschinen hatten das Grundstück der Familie Meier stark verdichtet hinterlassen. Verdichteter Untergrund: das bewirkt mangelndes Pflanzenwachstum, Anfälligkeit für Pilzerkrankungen, Förderung hart-näckiger Unkräuter wie z.B. Schachtel-halm sowie eingeschränkte Strapazier-fähigkeit des Rasens. Nach erfolgter Gartenanlage ist dem nur noch schwer beizukommen. Aus diesem Grunde riet der Gartenplaner zunächst zu einer Gründüngung. Dabei werden bestimmte Pflanzen wie Bitterlupinen, Phacelia oder Ölrettich ausgesät, deren kräftiges Wurzelwerk den Boden tiefgründig (und preiswert) lockert und oft zusätzlich mit Stickstoff anreichert. Vor der Samenreife wird der grüne Teppich gemäht und der Boden umgebrochen, wobei die Grünmasse dem durch die Bauarbeiten ausgedörrten Boden zusätzlich zugute kommt. Familie Meier fiel die Entscheidung dafür damals nicht ganz leicht, denn die ersehnte Gartenanlage zögerte sich so um einige Monate hinaus. Die Pflanzen dankten die Boden-verbesserung jedoch mit üppigem Wachstum und guter Gesundheit, so daß die kleine Wartezeit schnell aufgeholt war. Die Meiers sind im Nachhinein sehr froh über ihre Entscheidung. Die enge Zusammen- arbeit mit dem Gartenplaner hat sich wirklich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht.

Wie kommt man zu einer solchen Gartenplanung? Entweder beim Gartenarchitekten oder aber auch bei vielen Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus. Erstere rechnen in der Regel nach HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) ab. Im Garten- und Landschaftbau wird in der Regel vorab ein pauschales Entgelt für die Planung vereinbart.

Aber Achtung: Jeder Planer hat seinen eigenen Stil und diesen sollte man vor der Auftragsvergabe kennen – und mögen. Kontaktieren Sie mehrere Planer, lassen Sie sich Fotos bereits realisierter Gärten zeigen oder fragen Sie, ob Sie einen solchen besuchen dürfen. Auch die persönliche „Chemie“ muß stimmen, denn Bauherr und Gartenplaner müssen über einen längeren Zeitraum, oft über Jahre, zusammenarbeiten.

Formulieren Sie Ihre Wünsche (und Ihren Etat!) so präzise wie möglich, damit der Planer nicht an Ihren Vorstellungen vorbeiplant. Zeitschriften-fotos können manchmal von Nutzen sein, wenn es zu beschreiben gilt, was einem nebelhaft vorschwebt.

Ein guter Planer wird Ihnen immer mehrere Gestaltungsvorschläge vor-legen. Der Vergleich verschiedener Möglichkeiten hilft gerade dem Ungeübten, herauszufinden, was einem wirklich gefällt und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen.