Der Ortstermin

 Johanna Jahns

Hat man vom Grünzeugs keine Ahnung,
muss der Fachmann her für Gartenplanung.
Der (oder die) erscheint alsbald,
zu würdigen den Sachverhalt
Des haushaltseignen Erdenstücks,
noch harrend künft’gem Gartenglücks.

Wo jetzt noch Dreck und Wurzelwerk,
ein Modderloch, ein Schotterberg
und übler Wildwuchs ist zu sehn,
soll ein grünes Paradies entstehn,
das acht mal sechzehn Meter misst
und so recht übersichtlich ist.

„Nun“, ruft der Kunde, „schaun Sie hier,
was in der Art gefiele mir:“
und zückt ein Bild von seinen Gartenträumen:
Ein See umstellt von Mammutbäumen,
ein Gebirgszug samt Vulkan
– hier bricht sich die Begeistrung Bahn -,
Palmen, Blütenwiesen und
ein Rosenfeld im Vordergrund.

Hm… Der Gartenprofi schnaubt,
wiegt dabei sein Künstlerhaupt
und sagt, so taktvoll er nur kann:
„Nich ganz billig, so’n Vulkan.
Vielleicht tut’s auch ne Feuerstelle?“

Sprach’s und und zeichnet auf die Schnelle
mit dem Absatz seines Schuhs
in rauschhaft kreativen Fluss
und mit gestähltem Sachverstand
ein Plänchen in den nassen Sand,
Terrasse, Beete, Gartenwege,
und nach kurzem Überlegen
ein Zwergbonsai am Gartenteich.

Macht dreihundert. Gerne gleich.